Die letzten Jahre war ich immer als Blog-Autorin auf den GermanDevDays unterwegs, um davon zu berichten. Auch auf den vierten GermanDevDays war ich vor Ort, um daraus diesen Bericht zu stricken. Doch dieses Jahr hatte durfte ich durch meinen neuen Hauptberuf auch aus einer ganz anderen Perspektive auf die Veranstaltung blicken.
In der Frage im Titel steckt, ihr ahnt es vielleicht, bereits die Antwort. Es bringt mich beruflich weiter. Es geht mir um den berühmt-berüchtigten Blick über den Tellerrand. So weit musste ich mich gar nicht recken, um zu sehen, was dort auf den anderen Tellern für mich bereit lag. Denn dieses Jahr gab es unglaublich viele spannende Vorträge Rund um Marketing, PR und Storytelling. Reife, saftige Früchte für mich als Redakteurin, nach denen ich einfach nur greifen musste.
Darunter eine Einführung in die Grundlagen des Game-Marketings von Stefan Dettmering, eine Talkrunde über Comunity Management und Influencer-Marketing von einigen Branchen-Veteranen und das Panel mit dem verheißungsvollen Titel „Marketing Weisheiten von gottgleichen Wesen – Chancen und Herausforderungen der Gegenwart“ mit einer wahren Hall of Fame der Game-PR- und -Marketing-Liga im deutschsprachigem Raum.

Inspiration von gottgleichen Wesen
Die Talk-Runde gewährte tiefe Einblicke in die Arbeit von PR- und Marketing-Managern erfolgreicher Unternehmen. Mit dabei waren Mikkel Robrahn von PietSmiet, Steffen Grziwa von Rocket Beans, Dennis Blumenthal von Assemble Entertainment, Sandra Hübner von Daedalic Entertainment, Lina Beheri von THQ Nordic und Stefan Dettmering, selbstständig mit seiner BXDXO Marketing Services. Moderiert wurde sie von Timothy Thee (Assemble Entertainment).
Klar, man sollte eine grobe Idee von den Namen haben, um zu wissen, dass der Titel zweideutig zu interpretieren ist. Einerseits rekurriert er auf das Vorurteil, Marketing-Menschen hätten ein übersteigertes Selbstwertgefühl. Andererseits machen die Jungs und Mädels die sich auf der Bühne versammelten, faktisch einen guten Job. Der Erfolg ihrer Marken spricht für sich.
Jede einzelne Lektion der „gottgleichen Wesen“ aufzulisten, würde zu weit führen. Ich nehme vor allem eine Aussage mit, die die liebe Lina von THQ Nordic geäußert hat: „Es müssen im Influencer-Marketing nicht immer die dicken Fische sein, mit denen man eine Kooperation anstrebt. Ein gutes Targeting ist viel wichtiger.“ Das bedeutet, der Influencer sollte die passende Zielgruppe für meine Marke/mein Produkt ansprechen.
Marketing bleibt Marketing, oder?
Anderer Vortrag, gleicher Speaker. Stefan Dettmerings Einzelvortrag mit einem Rundumschlag über Marketing in der Games-Branche war nicht minder spannend. Neben einigen Allgemeinplätzen über den Beruf des PR-/Marketingmangers und dessen Peripherien, konnte ich mein Basiswissen über Marketing konsolidieren und um ein paar Tipps erweitern.
Zum Beispiel, wie zentral Zielgruppenanalyse im Marketing ist. Der Gamer von Heute ist weniger riskofreudig, wenn es um die Investition in neue Spiele oder Konsolen geht, als noch vor ein paar Jahren. Ein Trend, der auch in anderen Branchen zu beobachten ist.
Akzeptanz und Glaubwürdigkeit einer Marke/eines Produkts spielen daher eine immer größere Rolle. Das muss einer der Gründe sein (meine daraus resultierende Vermutung), weshalb Influencer aktuell als Marketing-Tool so erfolgversprechend sind. Langfristige Kommunikationsstrategien werden immer interessanter. Eine Community aufzubauen beispielsweise, also in Community-Management zu investieren kann sich durchaus lohnen, sofern man über ein entsprechend großes Budget verfügt.
Egal wie groß der finanzielle Aufwand einer PR-/Marketingmaßnahme ist, Dettmering betont, wie wichtig es ist, die Strategien beständig zu hinterfragen und zu beobachten, ob sie funktionieren. Eine saubere Analyse des Outputs wird in der Praxis oft vernachlässigt, obwol es – gerade im digitalen Marketing – unzählige Tools gibt, die einen dabei unterstützen.

Hinter dem PR/Marketing-Horizont
Neben solchen PR/Marketing-spezifischen Vorträgen und Diskussionsrunden gab es noch eine ganze Reihe an diversen Talks, die aus unterschiedlichen Gründen mein Interesse geweckt haben. Zum Beispiel über „Effektive Teamarbeit“ von Prof. Boris Kunkel (Hochschule Darmstadt), „10 Wege eure Story-Produktion zu ruinieren“ von Wolfgang Walk und „Kritisiert, indiziert, geliebt! – Ein Blick auf die Geschichte der ‚verbotenen‘ Spiele in Deutschland V2.0“ von Sven Vößing. Ich wurde in keinem dieser Vorträge enttäuscht. Meine beiden Highlights, waren aber zwei andere:
Jemand, der seit 25 Jahren in der Games-Branche tätig ist, hat viel zu erzählen, dachte ich mir und markierte enthusiastisch den Vortrag „The good, the bad and the ugly: 25 Jahre in 45 Minuten“ von Thorsten Röpke (Keen). Tatsächlich entpuppte er sich als kleines Juwel unter den vielen hochwertigen Talks. In unzähligen unterhaltsamen Anekdoten ließ er die Anfänge der deutschen Games-Branche vor unserem inneren Auge aufleben und erzählte gleichzeitig seine persönliche Geschichte in der Welt der Spieleentwicklung. Danke für diesen sehr eindrücklichen Blick hinter die Kulissen!
Der Vortrag, der auf mich den größten Eindruck gemacht hat und letztlich auch zu diesem Artikel inspiriert hat, war der von Stephan Reichart (devcom): „Rhetorik mal anders: 10 Regeln für erfolgreiches Business Developement“. Revolutionär waren seine Aussagen nicht, darunter Tipps wie „Im Gespräch Blickkontakt halten“, „Halte deine Versprechungen ein“ und „Sorge dafür, dass du nicht stinkst“. Trotzdem erfuhr ich während des Talks eine kleine Offenbarung. Denn diesen Selbstverständlichkeiten einen ähnlichen Wert zuzordnen, wie die eigentliche/inhaltliche Vermarktung meines Projektes/Unternehmens/Produkts, das habe ich tatsächlich so noch nirgendwo gehört.
Fazit
Auf den ersten Blick scheint eine Spieleentwicklerkonferenz für einen Redakteur aus der Marketing/PR-Branche keinen Wert zu haben. Doch ab und zu lohnt es sich absolut, die ausgetretenen Trampelpfade der eigenen Berufswelt zu verlassen und sich auf Safari in andere Bereiche zu begeben. Wichtig ist, das ist auch eine Lektion von Herrn Reichart, dass man zuhört, die Inhalte des Vortragenden ernst nimmt (auch wenn er Vertreter der Unterhaltungsindustrie ist) und dafür sorgt, dass man das Gelernte nicht vergisst! Darüber hinaus gibt es zwischen den Vorträgen und bei der Abendveranstaltung viel Gelegenheit sich mit all den hochkarätigen Speakern (c.a. 90 an der Zahl) und anderen Gästen (an den zweit Tagen insgesamt über 1.000) auszutauschen. So werde ich auch dieses Mal ganz viele wundervolle Erinnerungen an fesselnde Gespräche und interessante Persönlichkeiten mitnehmen und freue mich auf nächstes Jahr!
2 Gedanken zu “Kates GermanDevDays19: Warum ich als Redakteurin einer Kommunikationsagentur eine Videospielentwickler-Konferenz besuche”