EA und Epic legen vor dem britischen Parlament einen peinlichen Auftritt hin. Auf Probleme mit Lootboxen und Suchtfaktoren in ihren Spielen angesprochen, kommen nur Ausreden. EA entschuldigt die kritisierten Mechaniken mit einem Überraschungseir-Vergleich.
Das britische Parlament bat Vertreter von EA und Epic vor dem Komitee für Digitales, Medien, Kultur und Sport vorzusprechen. Hauptgrund waren die in letzter Zeit immer wieder in der Kritik stehenden Lootboxen.
EA nennt Lootboxen Überraschungen
Der Vertreter von EA wollte die Diskussion über Lootboxen erst gar nicht zulassen. Unternehmens-intern würde man den Begriff Überraschungs-Mechaniken nutzen. Und überhaupt, seien Spielsachen mit überraschendem Inhalt seit Jahren Teil der Spielzeugindustrie. Wie eben Überraschungseier.
Lootboxen sind vor allem für Eltern eine Überraschung, deren Kind die Kreditkarte genutzt hat, um sich für hunderte Euro digitale Fußballer zu kaufen. Für EA und Epic sind die Eltern selbst Schuld. Hätten sie besser auf ihre Bälger aufgepasst.
Der nächste Fingerzeig richtet sich auf Microsoft und Sony. Mit deren Kunden, die Spiele wie Fifa und Fortnite auf Konsole zocken, hätten EA und Epic nichts zu tun. Man interessiere sich nur für die Anzahl, nicht für das Alter der Spieler. Von eventuellen Suchtfaktoren und damit einhergende Verantwortlichkeiten ganz zu schweigen. Ungeniert reichen EA und Epic den Schwarzen Peter weiter an die Plattform-Betreiber.
Sind Lootboxen wie Überraschungseier?
Es gibt durchaus Befürworter von Mikrotransaktionen. Niemand muss sie kaufen, ist grundsätzlich ein aufgeführtes Argument. Man bekommt doch immer etwas! Nur stören die gewonnen Vorteile die Spielmechanik. Sofern man überhaupt etwas brauchbares bekommt. Der Überraschungsei-Vergleich hinkt bei genauerer Betrachtung:
- Der Loot ist digital und verschwindet mit dem Abstellen der Server, der aus dem Ü-Ei bleibt.
- Inhalte der Eier können verschenkt, verkauft und getauscht werden – das digitale Äquivalent in der Regel nicht.
- Die Mechaniken nutzen die Psyche der Leute aus, um immer mehr Geld aus ihnen herauszuholen, beim Ü-Ei macht höchstens die Schokolade süchtig.
- Apropos, beim Ü-Ei hat man die Schoko immer als Trost, auch wenn der Loot kacke ist.
- Öffne ich ein Ü-Ei, gibt es weder Sound-Effekte noch Feuerwerk.
- Das Öffnen geht bei Lootboxen deutlich schneller.
- Ich gebe kein reales Geld aus. Die digitale Transaktion senkt die Hemmschwelle.
- Ich werde von anderen nicht gedisst, nur weil ich nicht die besten Überraschungsei-Items besitze.
- In jedem siebten Ei ist eine Figur – das ist deutlich häufiger als legendäre Items in Lootboxen, deren Wahrscheinlichkeiten durch einen Knopfdruck einfach verändert werden können.
- Der Plastikmüll aus dem Ei erinnert mich an die Nieten, nutzlose Lootboxen verschwinden im Äther.
Quo vadis, EA?
Für EA ist alles nur harmloser Spaß. Es gibt aber Gründe, weshalb Videospiel-Sucht von der WHO in den ICD-11 aufgenommen wurde (auch wenn wir das kritisch sehen). Die Gesellschaft ist bereit, sich ernsthaft mit Games auseinanderzusetzen. Das bietet Chancen, bedingt aber auch Verantwortungsbewusstsein.
Die Videospielindustrie muss sich in Sachen Mikrotransaktionen selbst regulieren, ansonsten wird sie reguliert (wie es bereits in den Niederlanden der Fall ist). Es ist beeindruckend, wie sehr EA – selbst betroffen – das ignorieren. Die ethische Komponente interessiert die Unternehmen nicht, okay. Aber diese Ignoranz wird wirtschaftliche Folgen haben.
2 Gedanken zu “Sind Lootboxen nur digitale Ü-Eier?”