Das erste Level in Resident Evil ist immer das beste

Aller Anfang ist schwer – dieser Umstand macht es macht es so prickelnd, ein Resident Evil-Spiel neu zu beginnen. Man hat nur eine Pistole, vielleicht noch ein Messer und keine Heil-Gegenstände. Es ist unklar, was dich erwartet und jeder noch so unbedeutende Gegner kann zum Ableben des Protagonisten führen.

Einige Spielstunden in der Zukunft sieht die Sache schon ganz anders aus. Mit einem ordentlichen Waffenarsenal und, zumindest bei meiner Spielweise, einem Überschuss an Munition und verschiedenfarbigen Kräutern sind selbst Bosse so groß wie Busse kein Problem mehr. Das Spiel macht so mehr Spaß, der Horror-Faktor sinkt aber deutlich.

Die Spielumgebungen reflektieren diesen Umschwung im Gameplay. Ab der Mitte der Games streift man meist durch verseuchte Labore, Fabrikgebäude oder Militärstützpunkte. Ganz wie in den meisten Action-Shootern eben. Und ganz im Gegensatz zu den kreativen, auf subtilen Horror ausgelegten Anfangsleveln.

Die erste Spielumgebung in Resident Evil ist immer die beste. Hier meine persönlichen Favoriten:

Der Zug (Resident Evil Zero)

Resident Evil Zero überzeugt insgesamt nicht so wie andere Teile der Serie. Doch der Zug gehört zu den absoluten Setting-Highlights. Der Spieler navigiert fast ausschließlich durch die schlauchigen Gänge der Zugabteile. Zudem ist die Sicht durch die Sitzreihen meist eingeschränkt und ein Zombie-Überraschungsangriff jederzeit möglich. Wenn der Zug plötzlich anfährt, kommt ein Gefühl der Dringlichkeit auf. Alles beginnt zu rattern und zu wackeln. Es wirkt wie ein finales Level, das an den Anfang gepackt wurde. Ein Umstand, an dem sich andere Videospiele ein beispiel nehmen sollten.

Das Herrenhaus (Resident Evil)

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Der absolute Klassiker und das wohl ikonischste Setting der Reihe. Das geniale an dem Herrenhaus ist, dass es Capcom schafft, den Ort trotz der Absurdität der Puzzle und Fallen real wirken zu lassen. Dadurch, dass der Spieler immer wieder die selben Stellen durchstreift, kommt mit der Zeit eine Vertrautheit, ja Wohnlichkeit auf, die durch neu auftauchende Gegner immer wieder konterkariert wird. Die Opferung dieser Erfahrung in späteren Abschnitten zugunsten eines lineareren Aufbaus wurde zur Tradition der Serie.

Die Polizeistation (Resident Evil 2)

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Resident Evil 2 kopiert im Prinzip den Aufbau des Vorgängers. Auf einen umfangreichen Spielabschnitt mit intensivem Backtracking folgen geradlinige Level mit mehr Gegnern. Was die Polizeistation jedoch hervorhebt, ist das subtile Storytelling. Für Chris und Jill sind die Zombies in Teil 1 nur Fremde, für Leon in Resi 2 jedoch seine potentiellen Arbeitskollegen, die er nie Kennenlernen durfte. Zudem sollte das Revier eigentlich der sicherste Ort der Stadt sein. Wenn es hier keinen Rückzugsort gibt, dann nirgendwo in Raccoon City.

Das Dorf (Resident Evil 4)

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Das Dorf in Resident Evil 4 ist die vielleicht beste Spieleröffnung aller Zeiten. Die Bewohner, mit denen man auf Grund ihrer Geschichte sogar Mitleid haben muss, jagen den Spieler durch ihre heruntergekommenen Hütten. Betritt man zum ersten Mal den Dorfplatz, gehen sie mondänen Beschäftigungen nach. Es stellt sich unweigerlich die Frage, ob es sich hierbei wirklich um mordlustige Monster handelt. Aber spätestens wenn Leon von Dr. Salvatore mit seiner Kettensäge der Kopf abgetrennt wird, erübrigt sich diese. In der Nacht, wenn die Landeier ihre Fackeln hervorholen, wird es noch gruseliger. Über eine Burg gelangt Leon schließlich zu einem Militärstützpunkt, der leider fast die Hälfte der Spielzeit in Anspruch nimmt. Hier geht es nur noch um Action und die Atmosphäre bleibt auf der Strecke.

Das Boot (Resident Evil Revelations)

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Ein riesiges Kreuzfahrtschiff treibt auf dem Ozean. Die Crew ist lange tot oder zu Absurditäten mutiert. Was Capcom mit Resident Evil Gaiden bereits auf dem Gameboy umzusetzen versuchte, wurde auf dem 3DS endlich sauber realisiert. Das Spiel war der erste Schritt in Richtung Neudefinition des Franchise. Das gruselige Gameplay auf dem Schiff steht jedoch im krassen Kontrast zu den eingestreuten, an anderen Orten stattfindenden Action-Sequenzen.

Das Gefängnis (Resident Evil Revelations 2)

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Bereits Code Veronica spielte in einem Gefängnis, doch Resident Evil Revelations 2 setzt die Idee noch einen Tick besser um. Rostige Gitterstäbe, mutierte Insassen und die klaustrophobe Enge machen den Ort zu etwas besonderem.

Die Uni (Resident Evil 6)

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Ja, selbst Resident Evil 6, das mit Horror nicht mehr viel am Hut hat, beginnt Stimmungsvoll. Mit Leon streift man durch eine schwach beleuchtete Uni. Die klassischen Zombies, auf die man hier trifft, tun ihr Übriges zur gelungenen Atmosphäre. Anschließend erreicht man eine brennende Kleinstadt, die frappierend an Raccoon City erinnert. Später im Spiel verschiebt sich der Fokus auf eine globale Bedrohung. Die packende Stimmung geht verloren.

Das Baker-Anwesen (Resident Evil 7)

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Im neusten Teil der Serie steht wieder ein Haus im Fokus. Allerdings ist das Anwesen der Baker-Familie deutlich kleiner als das des Multimillionärs Oswell Spencer. Hierdurch fühlt sich der Ort deutlich echter an. Analog zu Resi 4 hat der Spieler das Gefühl, dass in der Näheren Umgebung des Spielareals keine Zivilisation existiert. Trotz der vielen Änderungen ist Resident Evil 7, nicht zuletzt durch das Setting, eine Rückkehr zu den Anfängen der Serie.

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