Dass es einen Mangel an überzeugenden weiblichen Protagonisten gibt, liest man immer wieder. Doch braucht es die wirklich? Eine wissenschaftliche Studie versucht eine Antwort darauf zu finden, wie wichtig das Geschlecht für Spieler überhaupt ist.
Samus Aran, Lara Croft, Jill Valentine, Ellie, Aloy, Senua, die Liste mit starken weiblichen Protagonisten ist in den letzten Jahren immer länger geworden. Doch im Vergleich zu der Masse an Spielen mit männlichen Hauptfiguren, ist die Zahl doch verschwindend gering. Ganz zu schweigen von der Darstellung von weiblichen Haupt- und Nebencharakteren, die den kritischen Blicken von Anita Sarkeesian und Co. selten Stand halten können.
Die Forderung an die Spielindustrie, in diesem Bereich nachzubessern ist daher noch immer laut – zumindest liest man sie immer wieder in der Fachpresse. Wie wichtig weibliche Protagonisten den Spielern tatsächlich ist, das hat das Marktforschungsunternehmen Quantric Foundry in einer Studie untersucht.
Die Studie berücksichtigte bei der Befragung auch das Geschlecht und den Gamer-Typ, also ob sich die Befragten als „Casual“ (Gelegenheitsspieler), „Core“ (Gewohnheitsspieler) oder „Hardcore“ (Extremspieler) bezeichnen würden. DAbei haben sich teils signifikante Unterschiede gezeigt.
Die Umfragen ergaben unter anderem, dass vor allem für weibliche Spieler ein weiblicher Hauptcharakter bedeutungsvoll ist. Für knapp 20 Prozent ist es sehr wichtig, dass der Hauptcharakter ebenso weiblich ist, wie die Spielerin selbst. Für 56,8 Prozent ist es sogar extrem wichtig. Männliche Spieler dagegen kümmert das Geschlecht generell weniger. Knapp 25 Prozent von ihnen ist es sogar völlig egal, ob ihr Avatar weiblich ist.

Warum das so ist? Darüber sagen die Ergebnisse der Studie nichts aus. Eine Vermutung ist, dass es Frauen nicht grundsätzlich wichtiger ist, sondern der Wunsch nach einem weiblichen Protagonist aus dem Mangel daran entsteht.
Wer wie ich gerne MMOs spielt, wird auch schon beobachtet haben, dass weibliche Spieler in ihrer Geschlechterwahl tendenziell weniger flexibel sind. Trifft man in World of Warcraft und Co. auf eine weibliche Elfe, kann man sich selten sicher sein, ob sich dahinter auch ein weiblicher Spieler verbirgt. Hinter einem männlichen Avatar steckt in aller Regel auch ein männlicher Spieler – von ein paar Ausnahmen, die es bestimmt gibt, einmal abgesehen.
Möglicherweise ist auch der Identifikationsfaktor weiblichen Spielern wichtiger. In diese Richtung deutet eine andere Aussage der Studie hin: Besonders Hardcore-Gamer, die in der Mehrheit männlich sind, interessieren sich nicht dafür, ob die Figur vor ihnen auf dem Bildschirm Brüste hat oder einen Bart trägt (oder beides). Hauptsache das Fähigkeitenset stimmt.
Quelle: Quantic Foundry