gamearea-Hessen Vorstandsvorsitzender Stefan Marcinek

Diversity-Statement von Assemble-CEO Marcinek sorgt für Aufsehen

„Wen ich nicht als Kund:in will“ titelt das, eine DIN A4-Seite umfassende, Statement von Assemble Entertainments CEO Stefan Marcinek. In diesem positioniert er sich scharf gegen jede Form von Diskriminierung.

Letzten Freitag, den 23. Juli 2021, trat Stefan Marcinek, CEO und Gründer von Publisher Assemble Entertainment, mit einem deutlichen Statement an die Öffentlichkeit, in dem er sich gegen Menschen positioniert, die andere diskriminieren.

Nach einer kleinen Vorstellung seiner Person und einer Mini-Vita seiner über 20-jährigen Karriere in der Games-Branche kommt er ziemlich schnell zur Sache:

„Was ich nicht mag, sind Idiot:innen oder um es noch deutlicher zu sagen unappetitliche Körperöffnungen“, und meint damit Personen, die andere Menschen wegen ihrer Sexualität, Herkunft oder Religion diskriminieren.

Auch solche, die sich sonst in irgendeiner Art und Weise beleidigend oder gewalttätig gegenüber ihren Mitmenschen, insbesondere auch Frauen, verhalten und alle, die solch ein Verhalten unterstützen. Dazu gehören nach seiner Definition auch AfD-Politiker:innen.

Ziemlich deutlich sagt er ihnen: „Ich will dich nicht als Kund:in! Ich will dich nicht auf unseren Veranstaltungen bzw. Konferenzen sehen – weder als Besucher:in noch als Speaker:in. Ich will mit dir nichts zu tun haben!“

„Wenn du so eine Person bist und kurz davor bist, eines unserer Spiele zu kaufen: Lass es! Wenn du eines unserer Spiele gekauft hast und es noch zurückgeben kannst: Mach es!“, führt Marcinek weiter aus.

Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen für diese eindeutige Ansage oder besser Absage an potentielle Kunden hat er nicht. Denn für ihn sind solche „Expert:innen“, wie er sie nennt, „nicht der Mittelpunkt dieses Universums oder unseres Kontostandes“.

Der Assemble-Gründer selbst ist seit 21 Jahren glücklich in einer Beziehung mit einem Mann und mittlerweile mit ihm verheiratet. Daher kann er aus eigener Erfahrung sagen, dass es genügend Menschen gibt, die dem Thema offen gegenüber stehen und „das Herz am richtigen Fleck haben“, wie er es ausdrückt.

Reaktion auf Marcineks Statement

Doch er merkt auch an, ihm sei bewusst, dass er mit diesem Statement polarisiert und nicht nur Beifall bekommen wird. Es sei ihm jedoch wichtig, auch nach außen zu zeigen, welch große Rolle moralische und ethische Werte bei der Führung seiner Firma spielen.

Tatsächlich ist die Resonanz unter seinem Facebook-Beitrag deutlich positiv. Auch auf Marcineks Twitter-Account gab es viel Zuspruch und eine Menge Herzchen und Applaus für das mutige Statement.

In einem Interview mit GamesWirtschaft.de verrät Marcinek, dass er damit gerechnet habe, dass das Feedback aus der Games-Branche positiv ausfallen würde. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Games-Branche sehr weltoffen und tolerant ist“, heißt es dort.

Dagegen zeichne sich unter den Kommentaren auf Seiten, die das Statement veröffentlicht haben, ein etwas anderes Bild: „Hier waren die Kommentare zu 95+ Prozent negativ – zumindest, was ich gelesen habe. Und wie zu erwarten, war es auch oft heftig unter der Gürtellinie“, äußerte er gegenüber GamesWirtschaft.de.

Dort verrät er auch seine Motivation für das Schreiben, das er schon seit langem geplant habe: „Angefangen mit der Veröffentlichung von Leisure Suit Larry – Wet Dreams Don’t Dry und den damit teils sehr negativen und heftigen Reaktionen, dass wir einen schwulen Charakter im Spiel haben. Das war schon ziemlich ätzend.“

Außerdem sei diese grundsätzliche Haltung nicht neu in seinem Unternehmen und würde auch konsequent im Umgang mit entsprechenden Kommentaren zu den von ihnen gepublishten Spielen gelebt.

Er gesteht zwar, dass er dabei auch schon häufiger in Fettnäpfchen getreten ist, aber er gebe sich Mühe, ständig dazuzulernen.

Diesmal scheint er mit seinem Statement den richtigen Nerv getroffen zu haben: Wie Marcinek selbst verkündet, hat es sein Anti-Diskriminierungs-Bekenntnis sogar auf Forbes geschafft, wo am 23. Juli 2021 der Artikel „Gaming CEO’s Blunt Statement To Bigots: Don’t Buy Our Games“ erschien.

Hier noch einmal der ganze Text in voller Länge zum Nachlesen:

Wen ich nicht als Kund:in will – Statement des Assemble CEOs

Hallo,

mein Name ist Stefan Marcinek.

Ich habe Kalypso Media mitbegründet, bin dort vor ein paar Jahren ausgestiegen und habe 2016 Assemble Entertainment gegründet. Wir sind ein unabhängiger Publisher und Entwickler von Computer- und Videospielen und Veranstalter der GDD – GermanDevDays, einer deutschsprachigen Entwicklerkonferenz.

Ich bin am 01. April 1977 geboren – als Aprilscherz war das eine uuuunfassbar lustige Kindheit – und ich bin seit den späten 1990er Jahren in der Spielebranche tätig. Ich darf in einer Branche arbeiten, die weltoffen ist. Die jeden und jede akzeptiert, so wie er oder sie ist. Die, wie ich finde, die absolut richtigen Werte vertritt – nach außen und nach innen – und die das Herz am richtigen Fleck hat.

Ich bin seit dem Jahr 2000 in einer festen Beziehung und seit Mai 2019 glücklich (der eine sagt so, der andere so ^^) verheiratet (mein Ehemann ist zwei Jahre älter als ich).

Ich mag – wenn ich auch nur noch selten selbst zum Spielen komme – Computer- und Videospiele. Ich mag, wozu ich leider noch viel seltener Gelegenheit habe, Geocaching. Ich mag Formel 1 und Haustiere. Ein Hund wäre irgendwann toll, aber es wurde damals einstimmig beschlossen, dass wir uns eine Katze zulegen. Talis ist nun 17 Jahre alt.

Was ich nicht mag, sind Idiot:innen oder um es noch deutlicher zu sagen unappetitliche Körperöffnungen!

Wenn du eine Person bist, die andere nicht akzeptieren kann, weil sie nicht deinem Weltbild entsprechen, sie schwul, lesbisch, bi, trans* oder queer sind, die Menschen mit einer anderen Hautfarbe, Religion oder Abstammung als der eigenen als fremd oder unnormal betrachtet, sie nicht leiden kann oder sie sogar beleidigt, egal in welcher Art und Weise, die Frauen nicht respektieren kann und gewalttätig bist; die „Parteien“ wählt, die widerlich und menschenverachtend sind, diese unterstützt, mit ihnen sympathisiert oder als Politiker:in für sie tätig ist (Ja, ich meine damit insbesondere in Deutschland die AfD), dann möchte ich dir hiermit sehr deutlich sagen:

Ich will dich nicht als Kund:in! Ich will dich nicht auf unseren Veranstaltungen bzw. Konferenzen sehen – weder als Besucher:in noch als Speaker:in!Ich will mit dir nichts zu tun haben!Wenn du so eine Person bist und kurz davor bist, eines unserer Spiele zu kaufen: Lass es! Wenn du eines unserer Spiele gekauft hast und es noch zurückgeben kannst: Mach es!

Und falls du eine:r dieser Expert:innen bist, die meinen „Dann verkauft ihr weniger Spiele“, dann lass mich dir sagen: Du bist nicht der Mittelpunkt dieses Universums oder unseres Kontostandes. Es gibt mehr als sieben Milliarden Menschen auf dieser Welt und damit genug Kund:innen, die das Herz am richtigen Fleck haben und eben keine unappetitlichen Körperöffnungen sind!

Mir ist durchaus bewusst, wie hart dieses Statement möglicherweise von einigen aufgenommen wird und dass sich einige angegriffen fühlen könnten, obwohl es sie vielleicht gar nicht direkt betrifft. Ich möchte mit diesem Statement jedoch klarmachen, wie wichtig mir moralische und ethische Werte bei der Führung meiner Firma sind – und wie diese auch nach außen hin kommuniziert werden sollen. Nämlich offen und transparent – aber natürlich auch mit dem Bewusstsein, dass nicht alle das gut finden. Ich möchte mich bei allen Unterstützer:innen, Fans und Käufer:innen bedanken, die unsere Spiele kaufen, spielen und – wenn vielleicht auch nicht immer – toll finden.

Danke für eure Unterstützung!

Stefan Marcinek

Founder & CEO Assemble Entertainment

Juli 2021

Quelle: Assemble Entertainment/Stefan Marcinek

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